Owls before the sows

Folge 72 leitet die sagenumwobene und besonders schwierige Staffel 8 ein. Viele gute Serien haben hier den Shark gejumped oder sind abgesetzt worden. Aber werden die drei Teilzeitstümper einfach weiterhin so unbekümmert abliefern wie die vielen Jahre zuvor oder ist es auch bei ihnen endlich mal Zeit für den sogenannten inhaltlichen Knick (Ke-Nick wie Basti sagen würde)? Glaubt man Franks orakeligem Ohrenschmausfuß stehen die Zeichen weiterhin auf “turbogeil” und alles bleibt genauso wunderlich wie immer. Frank berichtet von seiner streitsüchtigen Tante, Basti davon, wie ihn die Polizei angehalten hat und er nichts weiter vorweisen konnte als ein komplett leeres Portemonnaie. Und Thomas Cool schreibt weiterhin fleißig Intros, die kein Mensch versteht und salbadert irgendwas vor sich hin. We say: Qualitätsprodukt!

Folge 73 des eulensauschen Hörvergnügens besticht wie so oft durch messerstumpfe Dialoge und unfreiwillig geistreiche Ergüsse und eignet sich somit hervorragend zum Nebenbei-Flugzeuge-auf-die-Landebahn-Lotsen. So stellen die drei Transmitter in schonungslos ehrlicher Art fest, dass sie doch eher ulkig als modelesk aussehen, dass bestimmte Vergnügen aufgrund ihres Körpergewichts für immer unerreichbar bleiben und dass Basti mitten in seiner zweiten Pubertät steckt. Außerdem erklärt sich Thomas Cool seine anhaltenden Kopfschmerzen damit, dass sein Gehirn wohl wachsen muss und Frank berichtet traurig, wie er einst für seinen Fashion-Style gehänselt wurde. Man sollte sich also nicht wundern, wenn diesmal selbst die Grammophon-Abspielstation eine kleine Träne verdrückt.

Folge 74 des wichtigsten Podcasts, der in einem fensterlosen Büro aufgenommen wird, geizt wieder nicht mit reizvollen Themen, die vielleicht morgen schon Gelehrte und Philosophen jenseits der Wupper beschäftigen werden. Frank Tonmann berichtet unterschiedliche Dinge, deren genauer Sinn sich erst erschließt, wenn man noch mal alle 73 Folgen "Eulen vor die Säue" hintereinander hört. Basti befindet sich kurz vor Ende seiner Pubertätsphase 2, was man u.a. daran erkannt, dass langsam Schmetterlingsflügelchen aus seinem Kokon herauswachsen und dass ihm ab und zu ein schüchternes Lächeln über sein Gesicht huscht. Thomas Cool hingegen spricht so schonungslos, offen und ehrlich wie nie über seine Ängste und Sorgen: er wusste nämlich nicht, was ein Turn Up Service ist. Dummerchen! Wäre Eulen vor die Säue ein Bottich würde man sagen: "Wow, was für ein Bottich!"

Ein dreiviertel Jahrhundert alt ist dieses Wunderwerk von Podcast mittlerweile und noch immer klingen Borsti, Strombass und Hans als wären sie gerade frisch von einer Elefantin gekalbt worden. Folge 75 hält natürlich das ein oder andere Special bereit, ohne dass das vorher irgendwie geplant oder beabsichtigt war. Um nicht zu viel zu verraten und eventuelle Überraschungen zu verderben, folgen an dieser Stelle einfach nur noch ein paar zusammenhanglose Sätze. Basti brunft verräterisch und kippt sich Borschtsch aus der Bratpfanne über seinen Bart. Frank streift sich weinend die kratzigen Leggins seiner Großmutter über, als er das erste Mal einen Kolibri aß. Thomas Cool trug stolz seine Buckel spazieren und wunderte sich gar nicht als ihn plötzlich Jennifer Lawrence heiratete.

Was soll nach dem vorwöchigen dreiviertel Jubiläum von Avenger-eskem Ausmaß mit zahlreichen Twists und Gaststars noch kommen? Richtig, eine kleine, intime, in sich gekehrte Episode. Bürsti, Fritz und Torben horchen tief in sich hinein und finden zum einen ihre verkohlte Seele und zum anderen die Ursprungsidee, warum man einst mit diesem Podcast startete. Interessanterweise hat das aber überhaupt keine Auswirkungen auf den Inhalt der Episode, die wie immer aus viel Gekreisch, Gekicher und Gevorwürfe besteht. Am Ende tut sich immerhin ein sogenannter Scheideweg auf, der die Spannungskurve noch mal scharf nach links abbiegen lässt. 10 von 10 Punkten.

Nachdem letzte Woche der vielleicht cliffhangrigste Cliffhanger aller Zeiten gewebt wurde, folgt diese Woche die große Auflösung. Werden die Transmittergötter plötzlich zu Asketen und preisen Gesundheit, Frömmigkeit und Einigkeit? Wird Eulen vor die Säue plötzlich zum Vorbildspodcast für eine ganz neue Podcast-Bewegung? Und wenn ja, wie wirkt sich das auf die Themenauswahl zukünftiger Folgen aus? Nur so viel sei verraten: Diesmal geht es unter anderem um Camcorder, Fake-Lachen, Ohrenschmäuse, ferngesteuerte Autos, Kartoffelchips, Hände in Gummibärchenschüsseln und Mücken in 5-Sterne-Hotelzimmern. Da ist doch für jeden etwas dabei. Gern geschehen.

Nach der sonderbaren Sonderfolge “Ohrenschmaus - Der Film (ohne Bild)” nun also wieder back to normal. Und mit “normal” ist selbstverständlich “hanebüchen” gemeint. Wieder gibt es reichlich ungewöhnliche Äußerungen, Verhaltensweisen und Erkenntnisse, die mit Verve durch die Gegend gebrüllt werden müssen. Wie falsch kann man Schokolade essen? Ist man ein Schwächling, wenn man nur halbe Sachen macht? Was ist ein Kartonjunge? Und wer trägt eigentlich Schuld an allem? Darüber hinaus gelingt ein echter Coup, denn die einzig wahre Sabine (von Joko & Klaas) beehrt Franks “Büro” und schwelgt in Vergangenheit und Gegenwart und liefert gleich mehrere Knaller-Aussagen ab, die zum Aufschmunzeln anregen. Es wird wirklich ungewöhnlich interessant!

Es ist schon wieder eine Folge vor Staffelfinale und noch einmal werden sämtliche Register der Unterhaltungskunst gezogen. Es gibt Konflikt, Konflikt führt zu Drama und Drama führt zu maximaler Unterhaltung für alle Beteiligten (und eventuell zur Dunklen Seite der Macht - aber das ist ein anderer Podcast). Es wird wieder gekichert als wäre die Welt ein kicheriger Ort und abermals werden Geheimnisse an die Oberfläche gespült, die für die ein oder andere hochgezogene Monobraue sorgen dürften. Oder wusste irgendjemand, dass Frank Tonmann reiten kann und transplantierte Augen aufträgt? Dass Basti Graage ein gar nicht mal so guter Fotograf ist und als Kind bevorzugt die Farbkombination gelb/blau/grün/lila trug? Und dass Thomas Cool Argumente-Fan ist und keinen Schlafanzug mehr trägt? Aha!

Wo eigentlich Staffelfinale draufsteht, ist diesmal kein klassisches Staffelfinale drin. Denn wieder einmal überrascht Hobbydiktator Frank Tonmann seine Vasallen mit einer gewagten Spontan-Idee. Es ist plötzlich Ohrenschmaus-Der-Film-Ohne-Bild-Hör-Tag. Basti und Thomas haben einst eine Wette verloren und machen nun aus der Schuldeinlösung das Beste, was uns je passiert ist. Es wird erstaunlich smart und popkulturell und könnte fast als Spin Off von Star-Moderator Steven Gätjen ihm sein “Kino oder Couch”-Podcast durchgehen. Darüber hinaus gibt es natürlich trotzdem viel passive Aggressivität, Tränen und Disputata. Interessierte werden danach sagen: Gott sei Dank haben wir beide uns gehabt.

Das bereits siebte Staffelfinale lauert im Internetgebüsch und möchte sich dringend präsentieren. Die Regeln sind klar: Es werden Fragen beantwortet, es gibt etwas zu gewinnen, es werden Freundschaften geknüpft, alte verweste Zöpfe abgeschnitten und Konflikte für weitere Handlungsstränge gewebt. Ob diese Regeln allerdings eingehalten werden, wissen nur die drei Hauptprotagonisten aus Laberhausen an der Quassel. Denn wer will schon auf wichtige Geständ-Erkenntnisse verzichten wie, dass Frank Tonmann schon beinahe mal verendet wäre? Oder dass Thomas Cool erneut schweres Unrecht geschehen ist? Oder dass Basti feinstes Humorfachwissen aus der Hüfte schießt? Exakt. Niemand. Denkt also immer daran: Wer Wolken schmeckt, kann Schmetterlinge lachen hören.

Nach der kläglichen Fragen-Beantworterei von letzter Woche, schwingen sich Muffi, Buffi und Knuffi auf, im zweiten Teil des großen Staffelfinales noch mal richtig einen wegzuresponden. Erneut werden ungeheuerliche Geheimnisse enthüllt, Falschbehauptungen richtiggestellt und wilde Thesen durchdekliniert. Außerdem versucht Frank, den größten Skandal seit der Watergate Affäre vom Zaun zu brechen und beschuldigt Thomas Cool eines unglaublichen Verbrechens, so dass selbst ein gestandener Karstadt-Detektiv mit den Tränen kämpfen würde. Basti hingegen berichtet von einer perfiden Masche, wie man Menschen umgekehrt feeded, ohne dass sie es merken und wie die richtige Bezeichnung für Schnurrbart lautet. Es ist also wieder viel Lehrreiches dabei, so dass das von der “Frau im Spiegel” verliehene Prädikat “besonders wertvoll” einmal mehr auf diesen Podcast absolut zutrifft.