Owls before the sows

Staffel 12 ist endlich bereit, die Ohren der Welt zu befüllen. Und das wie immer mit 120% mehr sehr gutem Inhalt. Damit gehen die drei Transmittanten Bolle, Knolle und Wolle den genau umgekehrten Weg im Vergleich zu vielen Produktherstellern, die immer kleinere Verpackungen dem treuen Kunden unterjubeln! Diesmal werden wieder die ganz großen Themen angefasst und so lange falsch besprochen, bis diese gar nicht mehr als solche wahrgenommen werden. Haben Dackel einen Deckel? An welcher Stelle der Erde ist man am leichtesten? Ist “Eulen vor die Säue” wie die “Backstreet Boys”? Darf Schlamm verschmäht werden? Tut Regen weh? Ist es schlau, sich im ÖPNV hinzusetzen? Darf man als Zahlenmystiker noch Feelgood Manager werden? Was ist überhaupt ein Feelgood Manager? Ist Wischwasser mit Leichenanteilen wirksamer? Ist man am Pissoir ein gutes Opfer? Und wie zum Geier heißen die Zuhörer:innen in der neuen Staffel? Es wird magisch!

Schon oft genug wurde das Wort “specialtastisch” überstrapaziert und durchaus auch von falschen Zungen fehlverwendet und besudelt. Aber noch nie hat dieses Wort besser gepasst als zur 112. Folge Eulensau und den darin enthaltenen Geschehnissen (und in diesem Satz versteckt sich ausnahmsweise keine Übertreibung). Gäbe es einen echten Preis für Podcasts, so wäre er für diese Episode doppelt fällig (in diesem Satz steckt kein angeberisches Selbstlob). Ohne zu viel zu spoilern, sei nur folgendes gesagt: es wurde Zeit für eine Intervention. Es wurde Zeit, großes Unheil zu bekämpfen. Es wurde Zeit für eine Teufelsaustreibung im besten Sinne und es wurde Zeit, auf einen echten Profi, Superstar und Showfreund zurückzugreifen: Power-Mentalist und Hypnosegott Timon Krause. “Specialtastisch!”

Woche 1 nach dem größten Wendepunkt der Eulensauschen Geschichte: Fast so wie ein Soapdarsteller mal eben per Unfall und Gesichtschirurgie gegen einen neuen Schauspieler ausgetauscht wird, wurde einem Eulensauteilnehmer (Frank T.) das Altgehirn neu verknüpft. Wie wirkt sich das auf die Zukunft aus? Wird Frank T. mit tieferer Stimme lachen? Kann er sich überhaupt noch erinnern, warum er diesen Podcast einst gestartet hat? Wird sich gar seine Persönlichkeit so verändern, dass er plötzlich Pansenauflauf mag? Alles spannende Fragen, die antworttechnisch aus der aktuellen Folge herausinterpretiert werden können. Und wie immer erscheinen jede Menge neue Themen, die eigentlich einer viel genaueren Betrachtung bedürften, als die drei seltsamen Herrschaften im Stande zu leisten sind. Eure Mütter würden einschalten!

Wirrheitsfans aufgepasst! Die neue Folge könnte für Euch ein absolutes Highlight darstellen. Ausnahmsweise sind diesmal alle drei Tansmittonkel gleichzeitig komplett neben der Spur. Frank Tonmann aus bekannten Gründen (er ist vor zwei Wochen in eine Hypnose geraten), Basti Graage, weil er sich wie die kleine Raupe Nimmersatt am Wochenende durch ganz viele verseuchte Speisen gemümmelt hat und Thomas Cool, weil er für eine schlaue Idee hielt, mitten in der Woche einen Etagenstammtisch zu etablieren, bei dem er als Initiator bis zum Schluss bleiben und Bon Jovi Lieder nackt auf der Theke singen musste. Die daraus resultierenden Gespräche und Themen sind daher so mannigfaltig, limpig und tiefgründig, dass man meinen könnte, drei Philosophiestudenten rezensieren “Sophies Welt”. Magisch.

Deutschlands einziger Familienpodcast schickt sich seit Folge 1 an, kindgerecht die Welt für 0 bis 99-jährige zu erklären. Landauf landab kann man “Eulen vor die Säue” gemeinsam beim Abendbrot, bei Kindergeburtstagen oder sogar auf Beerdigungen hören. Die heiteren Wörter und Geschichten laden zum Schmunzeln, Nachdenken und Freundschaftenschließen ein. Doch diese heile Hör-Fassade bekommt nach 115 Wochen erstmals Risse. Denn Frank Lukezweimann schneidet bewusst (oder unbewusst) ein Thema an, das eigentlich nichts in einem Feine-Leute-Podcast verloren hat. Ein Thema, das Gedankenprozesse auslöst, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Ein Thema, das Bilder entstehen lässt, die nie wieder ungesehen gemacht werden können. Eulen vor die Säue wird nach dieser Folge anders vom Mob und Feuilleton wahrgenommen werden und nie wieder die unschuldige Eulensau sein, die einst im November 2020 die Welt erblickte. #Triggerwarnung.

Früher als gedacht, befindet sich “Eulen vor die Säue” bereits in einem Abwärtsstrudel aus Niveauverlust, Missgunst und Irrelevanz. Basti, Thomas und Frank kämpfen zwar tapfer gegen das in der letzten Episode verursachte Chaos an, aber ihre schwächlichen Körper und Gehirne haben dem Ganzen nicht mehr viel entgegenzusetzen. Zu allem Überfluss kündigt Tonmann auch noch ein Comeback an, von dem wohl alle wissen, dass es sich nur um eine Sache handeln kann: Er arbeitet wieder als Sex-Agent. Graage, das schüchterne Nordlicht, ist einmal mehr verschüchtert und kichert sich stammelnd von links nach rechts, während sich Senor Cool wiederholt missverstanden und verlacht fühlt und nicht müde wird, das explizit zu betonen. Diese explosive Mischung führt aber seltsamerweise trotzdem dazu, dass man als Außenhörender denkt: “Wow, was für ein Kau! - Diesen Podcast würde ich sogar meinem ärgsten Feind empfehlen” - Also, einschalten!

Woche 1 nach dem größten babylonischem Sprachwirrwarr, das jemals in die Podcastwelt gepoltert ist und plötzlich bleibt alles anders (um mal den zweitgrößten deutschen Lyriker nach “Eulen vor die Säue” zu zitieren). Aber zumindest hat sich bei den Transmittern privat einiges getan. Thomas wurde neu vermessen und das mit unglaublichen, weitreichenden Folgen. Frank Tonmann war mal wieder ganz B-Promi-like übern großen Teich in Hollywood in geheimer Mission unterwegs, während Basti erfährt, dass er unfreiwillig Pate für diverse Schabernackerein in der echten Welt steht. Darüber hinaus hat sich eine Situation ergeben, in der die privaten Machtverhältnisse der drei Protagonisten völlig neu durcheinandergewürfelt wurden. Was hat das und der bis dato verweigerte Wikipedia-Artikel für die Zukunft zu bedeuten (wird dieser Text dramatisch fragend beendet)?

Wusste irgendjemand auf diesem Planeten, dass in Menschen innen drinne sogenannte Gefühle wohnen? Basti, Thomas und Frank sind von diesem Umstand mehr als überrascht, entdecken aber in der aktuellen Folge tatsächlich eigene Emotionen, versuchen diese ungelenk zu verbalisieren und fühlen sich teilweise sehr gefühlig dabei. Direkt an diese Entdeckung schließt sich daher folgende Frage an: Ist “Eulen vor die Säue”, Deutschlands bis dato erfolgreichster Karriere-Podcast, jahrelang auf dem inhaltlichen Holzweg gewesen? Sind ausbleibender Erfolg, Angespucktwerdenaufderstraße und Wikipedia-Verbannung einzig und allein dem Umstand geschuldet, dass über die falschen Dinge palavert wurde anstatt über Gefühle? Auf der Suche nach Antworten wird diesmal so schonungslos ehrlich wie noch nie daneben gegriffen. Einschalten!

Und schon sind ein Dutzend Staffeln Eulensauerei um und jeder weiß, dass ein Podcastjahr ungefähr 10 Menschenjahren entspricht. Sowohl die Rezipienten als auch die Transmittergötter altern also ungleich schneller als der Rest der Welt. Ob das etwas Gutes ist, müssen Gelehrte interpretieren - genauso wie den Inhalt der aktuellen Folge. Es gibt wieder ungewöhnlich viele Missverständnisse, Lügen und Fehlinterpretationen. Gleichzeitig kann man aber auch wieder etwas fürs Leben lernen (wenn das Leben eine Einbahnstraße Richtung Idiotenhausen ist). Basti spricht noch mal ausführlich über sein Gebahren als feiner Herr im KaDeWe, Frank wurde auf subtile Art und Weise übel mitgespielt und Thomas fängt einmal mehr mit seinem neu erworbenen Scheißemantel sämtliche Scheiße ab, die ihm entgegengeschleudert wird. Ach ja, und Gefühle und Fragen spielen natürlich auch eine Rolle. It’s Staffelfinale, Baby!

Es staffelfinalt munter weiter und wie so oft im Frühling schlagen nicht nur die Bäume aus, sondern auch das Eulensaukollektiv in Gestalt von Borsti, Strombass und Fuck. Deshalb möge man etwas die Gesamtunstrukturiertheit nachsehen so wie die unbändigen Gefühls- und Lachanfälle. Es wird mal wieder alles besprochen, was besprechbar ist und durchs Internet passt, denn leider sind die drei Transmittergötter räumlich und geistig getrennt. Macht aber nichts, außer dass sich an einer Stelle das 33k Modem verabschiedet und die Sätze noch blecherner wirken als sonst. Inhaltlich ist das Ganze natürlich wie immer über jeden Zweifel erhaben. 17 von 10 Tonangeln.