Etwa 100.000 Amateurfilmer drehten in der DDR unzählige Filmminuten auf 8mm, Super 8 oder sogar 16mm. Diese ganz privaten Zeugnisse der DDR-Kulturgeschichte erzählen – mal linientreu,
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Etwa 100.000 Amateurfilmer drehten in der DDR unzählige Filmminuten auf 8mm, Super 8 oder sogar 16mm. Diese ganz privaten Zeugnisse der DDR-Kulturgeschichte erzählen – mal linientreu, mal harmlos, mal versteckt erotisch, mal subversiv vom Leben in der DDR. Vieles von dem, was gedreht wurde, fiel unter die staatliche Kontrolle der 500 Filmclubs. Aber eben nicht alles: Es entstanden auch Filmbilder abseits ideologischer Vorgaben, auf Filmrollen, die „übrig“ waren. Weil es die nicht im Überfluss gab, wurde jede Filmsekunde überdacht, abgewogen und kurz gehalten. Lange Filmstrecken sind die Ausnahme, man musste sparsam sein und genügsam mit dem auskommen, was zur Verfügung stand. Gerade deshalb bieten diese Filme eine ganz pointierte andere Sicht auf den DDR-Alltag, die sich den Kameras des DDR-Fernsehens entzog: Privatheit. Hochzeiten mit Familie und Freunden. Schrebergärten als Rückzugsorte, Wassersport mit selbstgebauten Surfbrettern oder Reparaturen Marke Eigenbau. Ein Bäckermeister aus Döllnitz filmt das Dorfleben nach dem Krieg, ein Freiberger Filmamateur hält den Ferienlageralltag im Sommer 1955 fest, mit Karl-Heinz Bosse unternehmen wir vorm Mauerbau eine Spritztour zur Verwandtschaft nach Hannover und mit Metzgermeister Berger nebst Familie aus dem sächsischen Dorfhain kommen wir Ende der 60er Jahre sogar an Bulgariens Sonnenstrand. Aber auch die politischen Entwicklungen spiegeln sich im Leben der „ganz normalen Menschen“: Maikundgebung, Kampfgruppen- und Pionierlager, GST-Übungen und Schulhof-Appelle, auch das ist Alltag in der DDR. Was aus diesem vielstimmigen Chor der Amateurchronisten entsteht, ist nicht weniger als ein authentisches, ungeschöntes Bild der DDR-Wirklichkeit – ein Blick in den Alltag Ost mit all seinen Facetten.