"Ich war jeden Tag in der Spielhalle: Nach der Arbeit, während der Arbeit, am Wochenende. Wenn ich mal weniger Zeit hatte, waren es 50, 100 oder 200 Euro, die ich auf einmal verspielt
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"Ich war jeden Tag in der Spielhalle: Nach der Arbeit, während der Arbeit, am Wochenende. Wenn ich mal weniger Zeit hatte, waren es 50, 100 oder 200 Euro, die ich auf einmal verspielt habe. Am Wochenende oder abends, da waren dann 500, 800 Euro weg." Geld, das Stefan S. schon bald gar nicht mehr hatte und deswegen immer öfter in die Firmenkasse griff. Nach dem Spiel war vor dem Spiel. So ging das sechs Jahre lang - bis Stefan S. mit seiner Firma vor der Pleite stand, die Beziehung vor dem Aus, er selbst ganz dicht am Abgrund. "In der Spielhalle", so Stefan S. heute, "bist du immer der Verlierer".
Stefan S. war süchtig - seine Droge: Geldspielgeräte, Automatenspiele, Daddelkisten. Eine Sucht mit schlimmen Folgen. Kein Geld mehr, keine Perspektive, keine Freunde, Leiden, Lügen, Lebenskrise. Nicht wenige Süchtige werden kriminell, um ihre Sucht überhaupt noch finanzieren zu können. Sie betrügen Freunde, Familie und stehen schließlich alleine da. Was bleibt, ist die Einsamkeit vor dem Automaten. In Deutschland sind Geldspielgeräte mittlerweile beinahe überall und immerzu verfügbar. Das ist besonders dramatisch, weil Automatenspiele, nach Meinung vieler Experten, gefährlicher sind und schneller süchtig machen als andere Glücksspiele. Das bestätigt auch der aktuelle Drogenbericht der Bundesregierung.
Dennoch sind Geldspielgeräte in Deutschland viel weniger streng geregelt als alle anderen Glücksspiele. Im Gegenteil: 2006 wurde die Spielverordnung novelliert - und am Ende entstanden Bedingungen, die vor allem den Herstellern von Spielautomaten Nutzen brachten und zu einer rasanten Umsatzsteigerung verhalfen. So haben sich die Einnahmen seit der Marktöffnung 2006 fast verdoppelt - auf insgesamt 4,14 Milliarden Euro 2011. Im Klartext: 4,14 Milliarden Euro, die die Spieler an die Branche verloren haben. Der Skandal dabei: Ein großer Teil dieses Geldes, so Experten, stamme von süchtigen, von kranken Menschen.
In der "ZDFzoom"-Dokumentation "Nicht