„Hier würden wir gerne durchfahren, aber das ist zu gefährlich“, meinen Kristi Pinderi (28) und Xheni Karaj (26) und zeigen auf ein Zelt, das seit Wochen den Hauptboulevard von Tirana
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„Hier würden wir gerne durchfahren, aber das ist zu gefährlich“, meinen Kristi Pinderi (28) und Xheni Karaj (26) und zeigen auf ein Zelt, das seit Wochen den Hauptboulevard von Tirana besetzt. Im und um das Zelt versammeln sich die Konservativen mit lauten Parolen gegen Europa und seine Werte. „Sie hassen auch uns Homosexuelle“, sagt Kristi, Leiter der „Pro LGBT“, Albaniens Organisation für Schwule, Lesben und Transgender. Er, Xeni und ihre MitstreiterInnen planen zum fünften Mal den „bikeride for pride“ – eine Fahrrad-Demonstration gegen Diskriminierung und Gewalt in der überwiegend erzkonservativen albanischen Gesellschaft. Dieses Mal könnte es noch schlimmer kommen als 2012, als etwa 50 Radfahrer mit Regenbogenflaggen durch die Stadt fuhren und dabei mit Rauchbomben beschossen wurden. Denn die rechte demokratische Partei plant genau an diesem Tag einen Massenprotest. Und die Polizei warnt davor, die Fahrradparade nicht ausreichend schützen zu können. Werden Kristi und Xheni es schaffen, mehr als 50 Mutige zu mobilisieren? Wird es wieder Gewalt geben gegen die Demonstranten? Oder muss die Fahrradparade sogar abgesagt werden? Obwohl Albanien ein Anti-Diskriminierungsgesetz eingeführt hat, weil es mit seiner hohen Arbeitslosigkeit, schlechter Infrastruktur und massiver Korruption auf die EU Mitgliedschaft hofft, gelingt es der Gesellschaft noch nicht, danach zu leben. Der Alltag von Schwulen und Lesben ist hart: Sie werden von ihren Familien rausgeschmissen, verlieren auch weiterhin ihre Arbeit, werden auf offener Straße geschlagen, und noch immer weigern sich manche Ärzte, sie zu behandeln. Xheni und Kristi kämpfen dagegen an. Sie touren durch Ministerien und Talkshows. Dort passiert es den mutigen Homosexuellen immer wieder, dass Gäste erst gar nicht mit ihnen im Studio zusammensitzen wollen. „Daran sind wir gewöhnt“, meint Kristi. „Und deswegen ist es wichtig, dass wir jedes Jahr unsere Fahrradparade machen“. Bis zum Schluss bangen sie, ob und wie viele gegen ein