zeit.geschichte

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Otto Neurath – Der rote Elefant (2021x8)


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Im Wiener Kreis war Otto Neurath der radikale Anti-Philosoph. Er war überlebensgroß, polterte streitlustig durchs Leben und unterschrieb seine Briefe gern mit einem trompetenden Elefanten. Im Roten Wien der 1920er Jahre war er der bunte Hund, Chef der Siedlerbewegung und des Wirtschaftsmuseums, darüber hinaus die „große Lokomotive“ hinter der „Einheitswissenschaft“, ein Abenteurer und Revoluzzer im Großformat. Stellenweise gleicht Neuraths Leben einem Hitchcock-Film. 1919 wurde er in München als Mitarbeiter der Räteregierung zu Festungshaft verurteilt und – dank Fürsprache von Otto Bauer und Karl Renner – nach Österreich abgeschoben. Nach 1934 konnte er Österreich nicht mehr betreten. 1940 gelang ihm eine aberwitzige Flucht vor den Nazis über den Ärmelkanal in einem gekaperten Rettungsboot. Im englischen Exil erhielt Neurath mit über 60 Jahren seinen ersten Lehrauftrag an der Universität von Oxford. Sein Misstrauen gegenüber der Sprache führte dazu, dass er eine eigene Bildersprache entwickelte, einen direkten Vorläufer der Zeichen, die uns heute durch Flughäfen und Apps führen. Durch diese Bildzeichen erreichte er internationale Bekanntheit, die bis heute reicht. Am 22. Dezember 2020 jährte sich der Todestag Otto Neuraths zum 75. Mal. (Text: ORF)

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