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Die Amploniana – Luthers Bücherstube (2017x32)
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Als 1509 Martin Luther von der Erfurter Universität Erfurt zum „baccalaureus sententiarius“ ernannt wurde, war das für ihn ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Doktor der Theologie. Dafür musste er die Sentenzen des Petrus Lombardus erläutern, das grundlegende Werk mittelalterlicher Theologie. Es steht in der Erfurter „Bibliotheca Amploniana“. Sie ist die weltweit größte, und nahezu vollständig erhaltene Handschriften-Sammlung eines spätmittelalterlichen Gelehrten – des Arztes und Gelehrten Amplonius Rating de Berka. Von seinen 633 Bänden sind heute noch etwa 430 in Erfurt vorhanden, er selbst hat sie der Stadt vermacht. Wer war dieser Amplonius? Seine Sammlung liegt heute in der Universitätsbibliothek. Amplonius hatte um 1410 eigenhändig einen nach Fachgruppen geordneten Katalog angelegt, der wichtigste Wegweiser durch die Schriften. Die werden heute noch genutzt, für die medizinhistorische oder die theologische Forschung zum Beispiel, und sie sind immer gut für neue Entdeckungen. Wer sich mit dem mittelalterlichen Universitätswesen beschäftigt, entdeckt eine faszinierende, heute in vielem fremde Welt, die viele Spuren hinterlassen hat. Nicht nur hinsichtlich der Schriften, die Luther zu lesen hatte. So liegt in der Amploniana auch Meister Eckhardts ältester Armutstext – mit frappierendem Bezug zum Hier und Heute. Die historischen Schriften sind vielfach schon digitalisiert, aber die Originale brauchen vor allem eins: viel Fürsorge von Restauratoren. (Text: mdr)