East Germany - Discover Where You Live

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Bratwurst, Brause, Bettenburg – Wie der Basteifelsen erobert wurde (2012x36)


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Die Bastei, Sachsens schönster Aussichtspunkt im Elbsandsteingebirge, feiert in diesem Jahr ein Jubiläum. Seit 200 Jahren gibt es hier eine gastronomische Versorgung nur für Touristen. All das fing mit Brezeln an, die von Eseln hochgebracht wurden. Hoch oben über dem Elbtal auf der Bastei einen Platz im Restaurant zu bekommen, war zu DDR-Zeiten wie ein Sechser im Lotto. Bis zu einem Jahr musste man vorbestellen. Wer dem Westbesuch etwas bieten wollte, führte ihn ins Bastei-Restaurant mit den herrlichen Panoramafenstern. Für Wanderer und Kletterer mussten zahlreiche Bratwurstbuden herhalten, die gemeinsam mit Souvenirständen den Weg vom Parkplatz bis zum Felsplateau säumten. Bis zu 50.000 Besucher täglich kamen in der Hochsaison auf die Bastei. Sogar im Programm westdeutscher Reisebüros war sie gelistet. Edel und stilvoll präsentierte sich das Restaurant – viel Holz, schicke Leuchten, moderne Möbel. Doch Architekt Horst Witter kämpfte 20 Jahre lang mit den DDR-Behörden um seinen futuristischen Entwurf. Ihn behinderten die typischen Versorgungsengpässe: keine Panoramascheiben, kein Naturholz, keine stilechten Tischdecken. Da es auch farbige Servietten im real existierenden Sozialismus nicht gab, ließ der Architekt sie in der Lausitz auf eigene Kappe grün färben. Als die Gaststätte 1979 und das Hotel gar erst 1989 endlich eingeweiht wurden, hieß es bei den Besuchern „Das haben die Jugoslawen gebaut – unsere hätten das nie so hingekriegt“. In der Reportage kommen Zeitzeugen zu Wort, die Erinnerungen wecken, aber auch unglaubliche Geschichten erzählen. So verschwanden beispielsweise Ende der sechziger Jahre Pläne in der Schublade, nach denen auf der Bastei eine 400-Betten-Burg gebaut werden sollte. Und noch heute wird die Bastei jedes Jahr von 1,3 Millionen Besuchern erobert. (Text: mdr)

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