RE: European Stories
Tante Emma lebt – Dorfläden im Trend (6x55)
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Das Dorf Ohne hatte früher sogar vier Läden zum Einkaufen, und das bei gerade mal 600 Einwohnern. Vor eineinhalb Jahren schloss das letzte Geschäft. Niemand wolltel mehr einen Laden führen, es lohnte sich nicht. Deshalb krempeln Frauen und Männer nun die Ärmel hoch: Es wird ein neues Haus gebaut, alle werfen Geld in einen Topf, Ohne baut sich selbst einen neuen Laden. Die Erwartungen sind groß, bei Kundinnen ebenso wie beim Eier-Bauern aus dem Ort, der frische 1a-Ware verspricht. Wird Ohne „mit“ besser? Der Laden sei auch eine Begegnungsstätte, betont die Bürgermeisterin: „Wenn morgens die Glocken läuten, weiß man, dass jemand gestorben ist, aber nicht, wer. Im Dorfladen aber erfährt man, um wen es geht.“ Wolfgang Gröll ist so etwas wie der Vater des Dorfladenbooms. Viele hundert Gründungen kleinerer Geschäfte hat der gelernte Einzelhändler und Unternehmensberater bundesweit betreut. Sein Optimismus stößt nicht selten zuerst auf Skepsis, das kennt er. Er sagt: „Wenn man flexibel an die Sache herangeht, rechnet sich auch ein Laden in einer 160-Einwohner-Gemeinde.“ Das A&O eines erfolgreichen Dorfladens seien regionale Produkte und Frische. Wenn unter den Laden-Gründern Quereinsteiger sind, freut ihn das: „Das sind nach meiner Erfahrung oft die besten.“ Ein Schlüssel zum Erfolg: Die Bürger im Dorf werden selbst zu Miteigentümern. Es bilden sich Genossenschaften und ähnliche Zusammenschlüsse. Dorfläden werden oft staatlich gefördert, was kein Wunder ist: Länder und Kreise, auch die Europäische Union, haben ein großes Interesse daran, dass die Infrastruktur auf dem platten Land funktioniert. Die Menschen sollen sich versorgen können, ohne jedes Mal mit dem Auto viele Kilometer zurücklegen zu müssen. (Text: arte)