RE: European Stories

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Tunesiens verlorene Jugend – Eine Generation auf dem Weg nach Europa? (5x134)


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Die Ende Januar in Tunesien eskalierten Proteste zeigen, wie verzweifelt viele junge Tunesier sind. Der arabische Frühling ist aus Sicht der Jugend gescheitert, Korruption und Willkür bestimmen den Alltag. Die Folge: jedes Jahr machen sich Tausende auf den Weg nach Europa. Allein 2020 kamen über 12.000 Tunesier auf Lampedusa und Sizilien an. Die durch Corona ausgelöste Krise wird 2021 noch mehr Menschen in die Boote treiben. Doch nicht nur Europa ist das Ziel perspektivloser junger Tunesier. Mehrere tausend sind nach Syrien und Libyen gegangen und kämpfen dort für islamistische Terrorgruppen wie den IS. Zuvor wurden sie in Tunesien radikalisiert. Ebenso wie Brahim Aissaoui, der Attentäter von Nizza und auch Anis Amri, der 2016 in Berlin zwölf Menschen auf einem Weihnachtsmarkt ermordete. Die Behörden sind sich des Problems bewusst. Es gelten die sogenannten „S17“-Anordnungen, mit denen die Regierung verhindern will, dass Tunesier sich im Ausland bewaffneten Gruppen anschließen oder Terrorakte begehen.Wer unter Verdacht gerät, muss mit harten Einschränkungen leben, findet kaum noch eine Wohnung oder Arbeit und steht permanent mit einem Bein im Gefängnis. Eine Stigmatisierung, die viele junge Leute in Tunesien erst recht in die Arme der Radikalen treibt. Die Lebensläufe der vier tunesischen Attentäter, die in Europa in den vergangenen Jahren Anschläge verübt haben, gleichen sich: Sie erlitten Polizeigewalt, es folgten der soziale Abstieg, Familienprobleme und schließlich die Anwerbung durch eine radikale Gruppe. Tunesiens verlorene Generation – eine Gefahr auch für Europa? (Text: arte)

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