Geheimnisvolle Orte
Der Teltowkanal – Lebensader und Todeszone (1x68)
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Auf 37 Kilometern Länge führt der Teltowkanal durch den Berliner Süden – von der Havel in Potsdam bis zur Spree und Dahme in Berlin-Köpenick. Eine künstliche Wasserstraße mit viel Geschichte: 1906 weiht Kaiser Wilhelm II. den Kanal ein, der damals weltweit für Aufsehen sorgt. Erstmals wurden Schiffe ausschließlich elektrisch „getreidelt“, d. h. von Lokomotiven gezogen ein Verfahren, das wenige Jahre später am Panamakanal übernommen wird. Die imposante Schleuse Kleinmachnow zieht seit dem Tag ihrer Eröffnung Touristen und Technikbegeisterte gleichermaßen an. Für den Süden Berlins entwickelt sich der Teltowkanal zunächst zu einer Lebensader, die Industrie und Bevölkerung anzieht. Die Zerstörungen des 2. Weltkriegs machen ihn dann zunächst unpassierbar, nach der Teilung Berlins wird er zur Grenze zwischen den zwei deutschen Staaten: Absurde Beschränkungen und Schikanen bringen den Schiffsverkehr fast völlig zum Erliegen. Wiederholt wird der Kanal zum Schauplatz spektakulärer Fluchtversuche. Todeszone statt Lebensader. Auch nach dem Mauerfall kommt die Wasserstraße nicht zur Ruhe. Bis heute wird um ihre Zukunft gestritten: Als „Wasser-Autobahn“ für den Binnenschifffahrt oder als Naherholungsgebiet für Anwohner und Besucher. In seinem Film erzählt Autor Christoph Hölscher die bewegte Geschichte des Teltowkanals anhand von zum Teil noch unbekanntem Archivmaterial so sind erstmals im Fernsehen Bilder vom elektrischen Treideln vor dem 2. Weltkrieg zu sehen. Zu Wort kommen Experten wie der Potsdamer Journalist und Buchautor Jürgen Stich – außerdem Zeitzeugen wie Gisela Helm, die seit den 1930er Jahren als Binnenschifferin auf dem Teltowkanal unterwegs ist, oder Manfred Wenzel, der am Tag des Mauerbaus 1961 durch den Teltowkanal von Ost nach West geschwommen ist. (Text: rbb)